Alles begann mit der Frage in der Gruitener Facebook-Gruppe, was denn in der oben abgebildeten Karte von 1978 an der markierten Stelle stehe. „Schießstand“ war die Antwort, und eine ergänzende Antwort lautete: Schießstand der Bahnpolizei. Mehr Informationen sind zu ihm bisher nicht gefunden worden, aber Karten und Luftbilder von Gruiten geben Auskunft darüber, dass er einige Jahrzehnte lang bestanden haben muss. Hier die Chronologie, soweit sie sich aus ihnen ergibt:
Der Rückblick zeigt, dass in einer Karte von 1930 die Stelle, an der später der Schießstand im Gleisdreieck eingezeichnet ist, noch „Zgl.“ (=Ziegelei) steht (Abb. unten); er stammt also aus späterer Zeit.

Erst eine Karte von ca. 1958 (Abb. unten) bestätigt seine Existenz.

Luftbilder von 1962 und 1965 bestätigen die Lage des Schießstands im Gleisdreieck (Abb. unten).


Karten aus der Folgezeit lassen sogar eine ziemlich genaue Länge des Schießstands abschätzen (Abb. unten): knapp 200 Meter!


Selbst 1999 ist der Schießstand noch in voller Größe in einer Karte vorhanden (Abb. unten).

Bei einer Gebäudelänge von knapp 200 Metern ist eine Schießbahnlänge von 150 Metern zu erwarten! Ein Bahnpolizei-Übungsschießstand mit diesen Ausmaßen? Ein Bundeswehr-Schießstand dieser Länge wäre dagegen wohl nicht so ungewöhnlich.
Wie lange der Schießstand bestanden hat, ist bisher nicht bekannt, aber auf der folgenden, einigermaßen aktuellen Abbildung ist er nur noch als langgestreckte Kontur zu erkennen, sodass er vielleicht schon vor 15 oder 20 Jahren aufgegeben wurde.

Wer hat weitergehende Informationen zu diesem Schießstand?
Lothar Weller, Stand 7.3.2023
7. März 2023 at 15:22
Hallo Herr Weller,
wenn ich mich recht erinnere müsste der Schießstand nicht in dem Bereich des von Ihnen angenommen Luftbildes sein. Der Schießstand müsste m.E. weiter links gelegen haben. Ein Jugendfreund von mir wohnte damals im Bahnhofsgebäude. Die Familie hatte damals bereits einen Schrebergarten in dem Gleisdreieck. Außerdem war der Vater meines Freundes bei der Bahn beschäftigt. Ich kann mich erinnern, dass wir gemeinsam oft vom Bahnhof aus an den Schienen längs gelaufen und diese dann an der Spitze des Dreiecks auf einem kleinen Überweg überquert haben. Direkt an den Schießstand kann ich mich nicht erinnern.
Zum Schießstand selber:
Für Pistolen reicht eine Länge von 25 – 50 Meter aus. Für Langwaffen kann auch eine 200 m Bahn genutzt werden. Die Landespolizei (der ich bis vor zwei Jahren über 42 Jahre angehörte) verfügte in den 70er und 80er Jahren noch über G3 Gewehre. Damit konnte auf den Pistolenschießständen nicht geschossen werden. Während meiner Ausbildung von 1976 – 1979 in Wuppertal Lichtscheid mussten wir für das Gewehrschießen auf die Standorte der umliegenden Bundeswehrkasernen zurückgreifen.
Ich gehe davon aus, dass auch die Bundespolizei (damals noch Bundesgrenzschutz) und davon getrennt auch die Bahnpolizei über Langwaffen verfügten. Von daher wäre ein Schießstand in der Länge zwar selten, aber letztlich auch notwendig. Und wenn der Platz es hergab.
Im Anhang eine Luftbildkopie mit dem möglicherweise überwachsenen Schießstand.
Mit herzlichen Grüßen und Dank für die geniale Arbeit des Blocks verbleibe ich
Peter Feldbrügge
7. März 2023 at 17:52
Vielen Dank, Herr Feldbrügge, dass Sie so genau hingesehen haben. Die Abbildung mit der von Ihnen eingezeichneten Lage des ehem. Schießstands, die Sie mir per E-Mail geschickt haben, ist absolut überzeugend, sodass ich meine Abbildung oben aus dem Schrägluftbildviewer Kreis Mettmann jetzt gegen eine mit dem richtigen Blickwinkel ausgetauscht habe.
5. Mai 2023 at 18:04
Hallo zusammen,
in einer historischen Topo-Karte des Landesarchivs (landesarchiv.de) konnte ich sehen, daß der Schießstand bereits 1945 als solcher dort eingetragen war. Zu einer Ziegelei dort konnte ich bisher leider nichts finden, was aber nichts heißt, da die Gegend ja durch den Kalksteinabbau bekannt ist.
Ansonsten war es so, daß ich als Soldat der ehemaligen Diedenhofen-Kaserne (1978) in der Parkstraße zum Schießen mit dem G3 nach Köln fahren mußte, wo auch Schießen mit dem MG möglich war. In der Kaserne selbst gab es keinen Schießstand. Hätte es einen in einer der drei Nachbarkasernen gegeben, wären wir vermutlich dorthin gefahren.
Daß dort 1930 einmal eine Ziegelei gewesen war, erstaunt einen doch, wenn man sich die Verkehrswege ansieht. Die heutige Zufahrtsstraße „Gellenkothen“ ist doch recht schmal, aber das war vielleicht früher anders.
Es muß übrigens kein Gebäude gewesen sein, das dort früher gestanden hat. Eine Vertiefung, die durch Wälle an allen vier Seiten begrenzt war, hätte womöglich auch gereicht. In Köln haben wir damals unter freiem Himmel geschossen.
Viele Grüße
Günther B.