Dass sich dieser Hof im kollektiven Gruitener Gedächtnis erhalten hat, verdankt er wohl vor allem der Familie Körsgen, die ihn bis vor knapp 100 Jahren bewirtschaftet hat, bevor sie 1926 auf den alten Hof Thunis auf Mettmanner Gebiet zog, denn sie blieb Gruiten noch viele Jahre eng verbunden. Der Familie Körsgen verdanken wir auch das Foto von der Schlössershütte oben, die schon lange nicht mehr besteht.
Seit wann die Schlössershütte bestand und woher ihr Name stammt, wissen wir nicht. Der früheste bekannte Nachweis des Hofes befindet sich in einer Karte von 1715; dort heißt er schlicht „Hütten“ (Abb. unten).

In einer Karte aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wird der Hof als a.d. Hutte bezeichnet (Abb. unten).

Im Urkataster von 1830/31-69 (Abb. unten) und in der Preußischen Landesaufnahme von 1843 finden wir dann die Bezeichnung Schlössershäuschen.

Im Schornsteinfegerbuch1 von ca. 1840-53 heißt das Haus Schlößerhütte (bewohnt von Adolpf Klerg) und in der Königlich Preußischen Landesaufnahme von 1894 Schlössershütte. Die Volkszählung von 1895 weist für den Hof 1 Haus und 6 Personen aus.2

Auf der Karte unten sieht man, dass Anfang des 20. Jahrhunderts die Kalksteinbrüche 7 und 8 schon vorhanden, aber noch nicht zur Grube 7 „zusammengewachsen“ sind. Noch liegt die Schlössershütte ein ganzes Stück vom Abbaugebiet entfernt.

1911 verkauft der Landwirt Wilhelm Körsgen den Rheinisch-Westfälischen Kalkwerken (RWK) über 9 Hektar des zur Schlössershütte gehörenden Landes. Die Steinbrüche 7 und 8 können damit erweitert werden.2 1921 ist Wilhelm Körsgen, Landwirt, unter der Adresse Schlössershütte 144a noch enthalten. Aber 1926 gibt die Familie Körsgen die Schlössershütte auf und zieht auf den alten Hof Thunis.3 In den Adressbüchern von 1928/29 und 1931/32 werden unter Schlössershütte 144 als Bewohner die Kalkofenarbeiter Emil Drucks und Jakob Herring aufgeführt. Das spricht dafür, dass die Schlössershütte nach dem Auszug der Familie Körsgen komplett im Besitz der RWK war. 1953 scheint die Schlössershütte noch bestanden zu haben, es gibt sie zwar nicht mehr als Adresse, aber die Nr. 144a erscheint im Adressbuch 1953/54 als Osterholz 144a (Bewohner Wilh. Hofmann, Dreher).
Als der Kalksteinabbau in Gruiten 1966 beendet wurde, reichte die aus den Brüchen 7 und 8 entstandene Grube 7 (wie wir sie heute nennen) bis fast an die Schlössershütte heran, sie lag damit am Rande des Abgrunds, nur wenige Meter von der Südostkante des großen Bruchs entfernt. Spuren von ihr sind rechts des Weges (aus Gruiten-Dorf kommend), der an der Südkante von Grube 7 entlang nach Osten führt, noch zu sehen, aber natürlich von der Vegetation inzwischen überwachsen (Abb. unten).

Lothar Weller, Stand: 13.5.2021 – Titelfoto: Archiv „Aule Mettmanner“/Repro: Archiv Kuth.
1 Notabuch des Bezirksschornsteinfegermeisters Peter Wilhelm Cremer von 1840-1853 (Stadtarchiv Mettmann, AA-Mettmann Nr. 391), Abschrift Helga Kuth, 2000, Nr. 63.
2 Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der Aktiengesellschaft Rheinisch-Westfälische Kalkwerke Dornap, Juli 1912, S. 23 (Helga Kuth: Die Rhein. Westf. Kalkwerke kaufen 9 ha, 21 a, 73 qm Land von Landwirt Wilhelm Körsgen, dem das Gütchen Schlössershütte gehört. Der Bruch VII kann erweitert werden). In einem Artikel der Rheinischen Post vom 24.8.1996 über Heinrich Körsgen (Artikel Scharfer Blick und Gespür für das Motiv) steht, dass der Hof Schlössershütte (hier als Gut Schlössers Hof bezeichnet) 1912 von seinem Vater an die Kalkwerke verkauft wurde.
3 Rheinische Post, 1.11.2000 (Helga Kuth: Die Familie Körsgen zieht vom Bauernhof Schlosserhütte mit zwölf Fuhrwerken [mit Inventar, Erntemaschinen, Tieren] zum Hof Thunis.) – Der Artikel in der Rheinische Post vom 24.8.1996 (Anm. 2) nennt auch 1926 als Jahr des Umzugs auf den Hof Thunis.
13. Mai 2021 at 12:33
Tolle Recherche wiedermal, Lothar.
Viele Grüße Kalla