Bevor das Doktorshaus [um 1750] gebaut wurde, stand ihm gegenüber schon lange das so bescheidene kleine Haus ‚im Offers‘. Der untere, ältere Teil hat einmal dem Offermann von Gruiten zur Wohnung gedient, bevor er in Kremers sein Unterkommen fand. Der Name deutet es an, Offers oder Offerhaus ist die Wohnung des Offermanns, des Küsters. […] Später hat man das Haus an seiner oberen Seite mit einem Anbau versehen, der damals wohl als Altenteil für Heinhausen gedacht war. Die Inschrift im Giebel des Hauses weist auf den Zusammenhang mit Heinhausen hin.[1] Das schrieb Fritz Breidbach 1970, als die Tage dieses Hauses allmählich gezählt waren. Aber rund 10 Jahre später wurde es von Grund auf erneuert und ist zu einem Blickfang am Heinhauser Weg und auch vom Dorfanger aus am heutigen Zusammenfluss von Düssel und Kleiner Düssel geworden.
Wie alt das Haus im Kern ist, wissen wir nicht, aber schon mindestens seit 1660/63 war der Hof Heinhausen für das Haus Heinhauser Offers abgabepflichtig an die Gruitener Kirche (Wachszins).[2]
Mit der Titelabbildung, einem Foto der Offerhus-Rückseite, und mit dem folgenden Foto machen wir einen Zeitsprung zur Wende des 19. zum 20. Jahrhundert.

Überliefert ist, dass das Offerhus eine schöne Doppeltür mit einer unteren und oberen Hälfte hatte, die einzeln geöffnet werden konnten.[3]

In der Zeitung konnte man lesen, daß die zweiteilige uralte Haustür an dem […] Hause „Im Offers“ im Oberdorf verschwunden sei. Es stellte sich heraus, daß Handwerker die nicht mehr ganz wetterfeste Tür herausgenommen und durch eine modernere Tür ersetzt hatten. Ein Haaner sah sie in der Nähe der „Heinhausermühle“ ganz verlassen am „Brenkel“ liegen. Er […] besah sich das „alte Stück“ und hatte es, da es herrenlos war, schon bald auf seinem Auto liegen. Er will die Tür bei Gelegenheit restaurieren. So ist die Tür zwar ausgewandert „worden“, aber sie ist zum Glück wenigstens nicht untergegangen und in guter Hut.[3]
Der schlechte Zustand des Hauses war in den 1970er Jahren unübersehbar, und die Aulen Gruitener befürchteten 1976, es könne der mit der Düsselverlegung anstehenden Straßenveränderung am Heinhauser Weg zum Opfer fallen, aber der Titel des Zeitungsartikels lautete: Abbruch des über 350 Jahre alten Hauses „Im Offers“ steht nicht zur Debatte.[4]


Die Rheinische Post schrieb: Das alte Offer-Haus […] hat schon bessere Tage gesehen. […] Feuchtigkeit und Holzwurm taten in den Jahrhunderten ihr Werk […]. Bei näherer Untersuchung stellte sich […] heraus, daß Gebälk und Fachwerk völlig morsch und faul waren. Um noch retten zu können, was eben erhaltenswert schien, ließ Architekt Wahle den Bau von der Rückfront aus vorsichtig abtragen.[5]





Kurze Zeit später berichtete die Rheinische Post: Die Bürger in Gruiten-Dorf, aber auch die Kommunalpolitiker, sie alle haben sich längst gefragt, wie lange das alte Küster-Haus am Heinhauser Weg 18, besser bekannt als Offer-Haus, noch in seinem ruinösen Zustand bleiben soll. Nun scheint sich langsam abzuzeichnen, daß der historische Bau wieder harmonisch in den Ortskern eingepaßt wird, allerdings dürfte es bis zur „neuen Vollendung“ noch rund zwei Jahre dauern.[6]


Anfang 1983 schrieb die Westdeutsche Zeitung: Das sogenannte Offers- oder Küsterhaus in Gruiten strahlt seit kurzem in neuem Glanz. […] die Arbeiten an der Außenfassade [sind] so gut wie abgeschlossen.[7]




Lothar Weller, 7./9./11.6.2020
[1] Fritz Breidbach, Gruiten – Die Geschichte eines Dorfes an der Düssel, Gruiten 1970, S. 64 f. Zum Altenteil des Hofes Heinhausen und zur Inschrift im Giebel des Offerhus‘ siehe: https://gruitenergeschichte.wordpress.com/2019/05/05/der-hof-heinhausen/ und https://gruitenergeschichte.wordpress.com/2017/05/01/die-aeltesten-sterbeurkunden-sind-in-stein-gemeisselt/
[2] Archiv St. Nikolaus Gruiten, diverse Nachweise aus der Zeit von 1660/63 bis 1830/35. Fritz Breidbach (wie Anm. 1) schreibt dazu: Pastor Servasius [richtig: Serarius] berichtet, es [das Offerhus] wäre schon vor Beginn seiner Amtszeit, also vor 1633, an Heinhausen gekommen. Leider nennt er die Quelle dafür nicht, und gefunden habe ich sie bisher auch nicht. Im Historischen Lehrpfad Gruiten (6. Auflage Mai 2003) steht: Das Haus wird 1476 erstmals urkundlich genannt. Die Quelle dafür ist derzeit ebenfalls nicht bekannt. In der Denkmalliste auf der Internetseite der Stadt Haan lautet der Eintrag für das Haus (Listen-Nr. 7): Das Haus „Offers“ aus dem 18. Jahrhundert ist der durch Brand stark reduzierte Rest eines 1-geschossigen Bruchsteinhauses mit Fachwerkgiebel. Der Wiederaufbau und die Restaurierung erfolgte in 1982 […] (abgerufen 7.6.2020). In dem Buch Denkmalschutz in Haan 1980-1990, Haan 1990 (2. Auflage, Stand: November 1990), S. 22, steht als Altersangabe: aus dem 17. Jh.
[3] Karl Julius, Rheinische Post (undatiert, aber vor 1977), Artikel Junger Haaner fand langvermißte alte Tür. (Artikel ist mit „ju“ gezeichnet.)
[4] Zeitung (nicht identifiziert) vom 29.10.1976 (Archiv Breidbach, Bd. 52, S. 126).
[5] Alfred Beck, Rheinische Post (undatiert, aber vermutl. aus 1979). Das Foto im Artikel zeigt die mit Planen abgedeckte Offerhus-Ruine wie oben im Foto vom 1.6.1979 (Archiv Breidbach, Bd. 54, S. 67).
[6] Wie Anm. 5, Artikel Das Küster-Haus in Ortskern einpassen vom 14.5.1980 (Archiv Breidbach, Bd. 55, S. 52).
[7] Westdeutsche Zeitung, 6.1.1983, Foto mit der Überschrift Offers-Haus strahlt in neuem Glanz und einer Bildunterschrift, aus der die Zitate stammen.
8. Juni 2020 at 0:13
Ich war ein Kind aber der Abruch und der Wiederaufbau haben mich immer wieder zum Heinhauser Weg geführt.
29. April 2022 at 18:27
Ein sehr schöner Artikel. Wir haben uns sehr gefreut.
Meine Partnerin hat mit ihrer Familie (Otto König) von 1948-1950 dort gewohnt. Otto mit Familie noch bis 1968.
Sie erzählt, dass zu dieser Zeit im vorderen Teil die Frau Mertens mit ihrer Tochter gewohnt hat und im hinteren Teil die Familie (Erich) Satlowski.
6. März 2023 at 23:10
koen_udo@web.de
Auch ich habe in dem alten Haus Offers von 1948-1968 mit meinen Eltern und zwei Brüdern gelebt… siehe: (Otto König) oben…
MfG Udo König