Fast 600 Jahre reichen die urkundlichen Spuren zurück. Schon 1430 wurde der Hof Hasenhaus zusammen mit einigen anderen Höfen aus unserer Gegend, die Landbesitz auf Obgruitener und Schöllerschem Gebiet hatten, in einem Verzeichnis des Klosters Corvey genannt.[1] Hasenhaus gehörte zum Lehnsbesitz dieses Klosters und später zu dem der Herrschaft Schöller.[2]
1545 erfahren wir aus einer anderen Quelle, dass Adolf Haeß vom Hasenhaus 5 ½ Morgen Wald im Zehntland von Schöller gerodet hat.[3] Ein erhalten gebliebener Ehevertrag von 1668 liefert die Information, dass Grethe Brückmanns, die Wittwe des Gerhard von Hasenhaus, erneut geheiratet hat.[4]

1673 wird Johann Bell von Hasenhaus – ein Gruitener Lehrer – erwähnt.[5] 1696 heirateten Johan Hindrich Radenberg von Haßenhaus und Threin auß der Voß-Heiden.[6] Die Familie Radenberg lebte über mehrere Generationen auf dem inzwischen in Ober- und Unter-Hasenhaus zweigeteilten Hof.[2] Aus Verträgen von 1745 wissen wir, dass Joan Henrich Radenberg das sogenannte unterste Hasenhauser Guth von den Schwestern und Brüdern seiner Mutter geerbt hatte und Catharina Radenberg mit ihrem Mann Johannes Wimmershoff ihr eigentumliches Erbgut zu Oberhasenhaus als Sicherheit für ein Darlehen verpfändet hatten.[7]

Ein späteres Hypothekenverzeichnis zeigt, dass Catharina Radenberg und Johannes Wimmershoff um 1840 in Bezug auf Obenhasenhaus als frühere Hypothekenschuldner genannt werden, deren Rechtsnachfolger wohl ab 1778 die Eheleute Johann Rübel zu Obenhasenhaus sind. 1809 finden wir neue Bewohner von Obenhasenhaus: Ferd[inand] Schääfer (besitzt 2 Kühe, eine Ziege und ein Schwein), Henr[ich] Rubel (besitzt eine Kuh, eine Ziege und ein Schwein), Peter Schwanert[?] (besitzt nur eine Ziege), und in Unterhasenhaus wohnt zu dieser Zeit eine Wittwe Rübels (besitzt einen Wallach, 2 Kühe und 2 Kälber).[8] Mindestens seit 1813/14 gehörte ein halbes Obenhasenhauser Gut mit Haupthaus, Nebenhäuschen, circa 10 Morgen Ackerland und 5 Morgen Busch, Wiese, Hofplatz und Garten dem Ackerer Diederich Hünnebeck; 1828 ging dieser Teil von Obenhasenhaus durch Kauf auf den Schmiedemeister Heinrich Schürmann und seine Ehefrau Anna Maria Fenger über.[9]

Urkataster 1830/31-69 Bürgermeisterei Haan (Ausschnitt aus: 275_U2_BL1_MÜHLEN_FLUR_2) mit Ergänzungen von mir.








Das Haupthaus von Unter-Hasenhaus, etwas weiter östlich und näher an der Kleinen Düssel gelegen, besteht noch.






Was auf dem Land des uralten Hofes Hasenhaus entstanden ist, steht hier (Link).
Lothar Weller, 29.3.2020 (erweitert 3.4.2020: Anmerkung 4 mit Abb., 2.6.2022: Foto westl. Neubau Ober-Hasenhaus) – Titelbild: von mir aus im Beitrag verwendeten Fotos zusammengesetzt.
[1] Fritz Breidbach, Gruiten – Die Geschichte eines Dorfes an der Düssel, Gruiten 1970, S. 80 mit Bezug auf Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (heute: Landesarchiv NRW), Münster i.W., Kloster Corvey Nr. 626/10 und 626/38 f.
[2] Breidbach (wie Anm. 1), S. 96.
[3] Breidbach (wie Anm. 1), S. 77 mit Bezug auf ein Rottzehntverzeichnis des Amtes Solingen von 1545 im Hauptstaatsarchiv (heute: Landesarchiv NRW), Regierung Düsseldorf Nr. 18056. (Weitere Sekundärquelle: Rottzehnte im Amte Solingen Anno 1545 in „Heimat“, Hefte 9+10/1939.)
[4] Altarchiv der ref. Kirchengemeinde Schöller, Ehevertrag Fockenhaus/Hasenhaus/Brückmanns vom 6.5.1668.
[5] Breidbach (wie Anm. 1), S. 36.
[6] Kirchenbuch der ref. Gemeinde Gruiten, Eheschließungen 1676 ff.
[7] Darlehnsverträge/Obligation vom 5.5.1745 im Altarchiv der ref. Kirchengemeinde Schöller.
[8] Tierbestandsliste Obgruiten vom 11.9.1809, Archiv Kratz, Dok. XIX 28
[9] „Verzeichnis der in den letzten zehn Jahren bei dem Hypothekenamte zu Düsseldorf … geschehenen und noch bestehenden Eintragungen in Beziehung auf das zu Obgruiten … gelegene Gut Oberhasenhaus (nicht Unterhausenhaus)“ im Altarchiv der ref. Kirchengemeinde Schöller.
30. März 2020 at 9:47
Das Haupthaus von Unterhasenhaus ist in den 1980er, ich meine, nach einem Brand, durch einen Neubau ersetzt worden der sich in der Optik an den Vorgängerbau angelehnt hat. Die höheren Geschossdecken fielen im inneren sofort auf.
30. März 2020 at 21:02
Informationen aus der Familie, in deren Besitz Unterhasenhaus bis Ende der 1980er Jahre war:
Einen Brand hat es nicht gegeben. Das Haus wurde aber von den neuen Eigentümern sehr stark umgebaut. Darauf gehen die Unterschiede zurück, die man beim Vergleich der Fotos aus alter und neuerer Zeit feststellt.
30. März 2020 at 15:40
Lieber Heimatfreund,
wieder ein sehr interessanter Beitrag zur Heimatgeschichte von Gruiten!
Beeindruckend werden Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte bildlich wie textlich aufgezeigt.
Gut zu wissen, dass der Hof „Hasenhaus“ (welch ein schöner Name!) die Zeiten überlebt hat.
Und auch Familiennamen haben sich fortgepflanzt.
Mir persönlich sind aus dem besagten Landstrich neben den Namen wie Niepenberg (Amtsbürgermeister),
Borgmann (Kornbrennerei = „Silber- und Weizenperle“) und Tetard (Gastwirtin = „Hahneköppen“)
eine Hulda Kocks in Erinnerung geblieben. Sie war in den 1950er Jahren nicht nur im Rathaus gut bekannt.
Wie wäre es mit meinem Vorschlag, in Ihrem Heimatreis auf alte Namen wie diese zurückzublicken?!
Aus Hochdahl grüßt herzlich
Ihr
Herbert Bander