Das Titelfoto habe ich am 27. Mai 2009 aufgenommen. Wer erinnert sich noch an die beiden Giraffen neben dem Eingang eines Gebäudes, in dem viele Gruitener/innen in ihren frühen Jahren einen großen Teil ihrer Zeit verbracht haben?
Als auch der Rest des Gebäudes dem Abrissbagger zum Opfer gefallen war, ergab sich für kurze Zeit ein ganz besonderer Blick. Scheinbar stand nun an der Stelle des abgebrochenen Gebäudes ein Kirchturm.

Spätestens jetzt ist natürlich klar, dass es sich bei dem abgerissenen Gebäude um die Schule Prälat-Marschall-Str. 75 handelt, auf deren Grund eine große Wohnanlage erbaut wurde.


Ein Blick zurück: Das Schulgebäude wurde am 25. Oktober 1906 als evangelische Schule eröffnet und war die erste moderne Schule Gruitens sowie die erste außerhalb des Dorfes. Anfangs war sie wohl nur eine zweiklassige Schule, erst 1925 wurde eine dritte Klasse eingerichtet[*].

Während des Dritten Reiches war sie „Deutsche Einheitsschule“.[*] 1946 wurde daraus die evangelische Volksschule, die aber 1958 in den Neubau an der Prälat-Marschall-Str. 34 umzog (später und heute noch Waldorf-Schule).

Die Räume des 1958 verlassenen Schulgebäudes wurden zeitweise vom Amt Gruiten genutzt. 1968 begann hier die Zeit der Gemeinschaftsgrundschule, deren Klassen aber allmählich in die Schule Prälat-Marschall-Str. 65 verlegt wurden, bis 1974 der komplette Umzug erfolgte und in das freigewordene Gebäude eine katholische Grundschule einzog.



Die letzte Einschulung erfolgte dort 2000, sodass 2004 die letzte Klasse die Grundschule absolviert hatte und in eine andere Schule wechselte. Damit war die Zeit des Gebäudes als Schule zu Ende. 2009 wurde es abgerissen.

Lothar Weller, 23.2.2019 – alle Fotos ohne Quellenangaben sind von mir.
Links: historisches-dorf-gruiten.de * RP online, 17.4.2009 * Haaner Treff, 6.3.2019, S. 10
[*] Fritz Breidbach, Gruiten – Die Geschichte eines Dorfes an der Düssel, Gruiten 1970, S. 53 f.
23. Februar 2019 at 22:11
Schöner Überblick mit eindrucksvollen Photos!
24. Februar 2019 at 9:23
Hallo Lothar, natürlich erinnere ich mich, wenn ich das sehe, an meine Schulzeit in diesem Gebäude! Vom Abriß habe ich einen Video-Film gedreht.Diesen Film habe ich dir fürs Archiv gegeben. Schöne Grüße! Rolf
24. Februar 2019 at 17:17
Ja, lieber Rolf, Deinen Film haben wir als Zeitdokument im Archiv.
24. Februar 2019 at 16:21
Es ist schön an die vier Jahre erinnert zu werden die ich in dem Gebäude verbracht habe. Den Jahreswechsel 1976/77 habe ich im Krankenhaus verbracht. Damit ich keinen Unterrichtsstoff verpasse hat meine Lehrerin den Lehrstoff ins Krankenhaus gebracht.
Ich fand es immer schön zu sehen wie die Schule über dem Dorf thronte wenn man aus Richtung Mettmann ins Dorf kam.
11. März 2019 at 10:59
Das Bild mit den Giraffen ist ja großartig! Vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
Ich bin selbst in die Giraffenschule gegangen und in wenigen Monaten ziehen wir als vierköpfige Familie in eins der dort entstandenen Häuser. Wir freuen uns schon riesig!
In unserem Garten steht auch eine der alten Linden. Und ins Kinderzimmer hängen wir das Giraffenbild.
Anna Katharina Meyer
http://www.findingsustainia.org
15. März 2019 at 18:00
Erinnerungen an eine weit zurückliegende Zeit werden wach. 1943 eingeschult in die damalige Volksschule in Gruiten, Kreis Düsseldorf-Mettmann, Rheinprovinz. Erstes Schuljahr im o.g. Schulgebäude, Unterricht bei Fräulein Büchter und Lehrer Riekel, zeitweise auch nachmittags. Mein Versetzungszeugnis von Kl. 1 in Kl. 2 vom 10. Juli 1944 unterschreibt Fräulein Büchter als Schulleiterin i.V. und Klassenlehrerin i.V. Warum i.V. ( in Vertretung )?
Stand für den Unterricht nur o.g. Schulgebäude zur Verfügung? Was war mit dem Gebäude der späteren kath. Schule?
Interessant ist auch, dass ich im Juli 1944 ins 2. Schuljahr versetzt wurde, der Unterricht in Klasse 2 laut Zeugnis jedoch erst 1945/46 im Gebäude der späteren kath. Schule stattgefunden hat. Kann es sein, dass 1944/45 kein Unterricht erteilt wurde?
Wer weiß etwas mehr über die Situation der Gruitener Volksschule in dieser Zeit?
15. März 2019 at 22:55
Das „Schulleiterin i.V.“ kann ich mit hoher Wahrscheinlichkeit auflösen: Frl. Büchter ist erst 1946 oder 1947 Schulleiterin geworden (1946: Fritz Breidbach, Gruiten…, 1970, S. 54; 1947: Rheinische Post vom 22.1.1955, Artikel zu ihrem 40-jährigen Jubiläum als Lehrerin: „… ich würde wieder Lehrerin!“). In den (letzten) Kriegsjahren ist sie wohl wegen der Abwesenheit des Schulleiters kommissarische Schulleiterin gewesen. Für „Klassenlehrerin i.V.“ habe ich keine Quelle gefunden, gehe aber davon aus, dass Frl. Büchter 1943/44 die 1. Klasse wegen einer (vielleicht ebenfalls kriegsbedingt eingetretenen) Vakanz vertretungsweise übernommen hat. (War Lehrer Riekel bis zum Ende des Schuljahres 43/44 im Dienst oder ist er doch noch als Soldat eingezogen worden?)
Beide Schulgebäude wurden im Dritten Reich als Deutsche Einheitsschulen mit wahrscheinlich hüben wie drüben konfessionsgemischten Klassen betrieben. Im Herbst 1944 wurde der Schulbetrieb generell eingestellt und erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder aufgenommen. Deshalb „fehlt“ den Schulkindern dieser Zeit quasi ein Schuljahr, das wohl hinten angehängt worden ist. Nach dem Krieg wurden die Schulen wieder Konfessionsschulen; deshalb sind Sie wohl nach dem Krieg in der Schule gewesen (heute: Prälat-Marschall-Str. 65), die 1928 als katholische Schule begonnen und nach dem Krieg als solche fortgesetzt wurde.
Lothar Weller, 15.3.2019