Vor etwas mehr als 80 Jahren (1935) wurde auf dem Gelände ehemaliger Fischteiche ein vom Düsselwasser gespeistes Freibad eröffnet, das Naturstrandbad Winkelsmühle. Das Titelfoto zeigt deutlich die beiden großen Schwimm- und Badebecken, die Liegewiese und die Gebäude mit den Umkleidräumen vor der historischen Mühle. Auch der hohe Sprungturm ist rechts im Vordergrund klar zu erkennen.[1] Obwohl nur die Generation der ab etwa 1930 geborenen Gruitener ihre Kinderfreuden an und in diesem Freibad gehabt hat, weil es schon vor etlichen Jahrzehnten geschlossen wurde, ist es in Gruiten noch immer in lebhafter Erinnerung.

1934 begann der Bau des Freibads (Foto unten) durch das Gruitener Bauunternehmen Heinrich Dauber im Auftrag der Familie Jaspers, die zu dieser Zeit schon fast 25 Jahre das Restaurant Winkelsmühle betrieb. 

1934 WinkelsmühleFreibadumbau,gr.Album Fam.Gerhards
Bau des „Natur-Strandbads“ 1934. Auf dem Schild links wird die Eröffnung für 1935 angekündigt.

Das Ehepaar Jaspers vor dem Eingang des Bades. Foto (späte 1930er Jahre): kl. Album Fam. Gerhards.

1936 gründete sich hier der Schwimmklub Winkelsmühle[2]. Die Eröffnung der Badesaison 1937 fand am Pfingstwochenende bei so mäßigem Wetter statt, dass das sogar eine Zeitungsmeldung wert war:

1937-05-18 ME-Zeitung,StrandbadWinkelsmühle eröffnet
Mettmanner Zeitung/Gruitener Anzeiger, 18.5.1937, Abbildung: Zeitungsportal NRW/zeitpunkt.nrw.

Im selben Jahr veranstalteten – wie es damals in der Zeitung hieß – drei Düsseldorfer Großvereine (Schwimmklub 09, Schwimmverein 98 und Olympischer Spielverein) im Winkelsmühler Bad Meisterschaftswettkämpfe[3].

1937-09-04 ME-Zeitung,Schwimmwettkämpfe Winkelsmühle,Anzeige o.Quelle
Zeitungsanzeige vom 4.9.1937, Abbildung: Zeitungsportal NRW/zeitpunk.nrw.

1942 schrieb die Mettmanner Zeitung: Das waren Tage, wie man sie sich im Sommer wünscht. […] Hochbetrieb im Neander- und Düsseltal. Mit Kind und Kegel war alles unterwegs. Im Naturstrandbad Winkelsmühle, idyllisch gelegen und tadellos in Ordnung, drängten sich die Badelustigen.[4] 

Eine Ansichtskarte aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt das Bad und den hohen Sprungturm von einem anderen Standpunkt aus – und ohne „Hochbetrieb“:

Winkelsmühle-Freibad#AA17
Ansichtskarte aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Sprungturm, Ansichtskarte, Sammlung Stefan Weber.

1956 soll der Badebetrieb eingestellt worden sein.[5] Nach einer anderen Quelle wurde das Bad wegen Sicherheitsmängeln geschlossen, allerdings erst Ende der 1960er Jahre[6]. Wer erinnert sich noch, wann und warum die Zeit des Winkelsmühler Bades zu Ende ging? War der Auslöser ein tödlicher Badeunfall?[7]

Der Eingang zum ehemaligen Bad. Foto (vermutl. 1975/76 wie das folgende Foto nahelegt): Gruitener Archive/Kadatz.

Aufnahme aus der Zeit des Wiederaufbaus der historischen Mühle (rechts) nach dem Brand von 1971. Links der Eingangsbereich des ehemaligen Strandbads. Foto (ca. 1975/76): Gruitener Archive/Kadatz.

Wer hat noch Fotos aus der Zeit, in der das Bad geöffnet war?

Lothar Weller, 3./14.12.2018, erweitert um Anm. 1 am 6.8.2020, um Ansichtskarte a.d. Sammlung Stefan Weber am 6.11.2020, um Fotos (späte 1930er Jahre, vermutl. 1970er Jahre) am 11.2.2023, Anm. 5 erweitert am 14.2.2023, Foto von ca. 1975/76 hinzugefügt am 15.3.2023.

Abbildungen: Kreisarchiv Mettmann & Archiv Ahrweiler Gruiten/Sepp Unger (Titelfoto und Ansichtskarte), Archiv Ahrweiler Gruiten (Foto von 1934), Sammlung Stefan Weber (1), Kleines Album Fam. Gerhards (1), Gruitener Archive/Kadatz (2). Repro des Schriftzugs am Eingang des Bades von mir, Anzeige und kleiner Artikel aus der Mettmanner Zeitung 1937: Zeitungsportal NRW. 

Querverweis (Link): Beitrag Restaurant und Ausflugslokal „Winkelsmühle“.


[1] Folgende Angaben sind überliefert: 2 große Becken 20 x 50 m, 2 Ein-Meter-Sprungbretter, ein Sprungturm mit 2 Drei-Meter-Sprungbrettern und einer Fünf-Meter-Plattform, „Garderoben“ der Umkleideräume ausreichend für Kleidungsstücke von bis zu 3000 Personen, ein kleiner Kiosk mit Gartenstühlen, Tischen und bunten Sonnenschirmen. (Heinz Werner Becker in Medamana Nr. 3/1997, S. 63.)

[2] http://www.dlrg-mettmann.de/historie/historie2.htm (abgerufen 2.11.2018).

[3] Mettmanner Zeitung/Gruitener Anzeiger vom 1./4.9.1937 (Zeitungsportal NRW).

[4] „Die Niederbergische“, Mettmanner Zeitung/Gruitener Anzeiger, 8.6.1942 (Zeitungsportal NRW).

[5] https://archivekme.hypotheses.org/1030 (abgerufen 14.2.2023) und http://www.winkelsmuehle.de/inhalt/geschichte.html (abgerufen 2.11.2018)

[6] Rheinische Post (ME), 11.8.2014, mit Bezug auf Dr. Peter Feyen: „Mettmann – Freizeit in Aufbruchjahren“. Anmerkung: Diese Quelle habe ich noch nicht eingesehen. Die Zeitangabe in der RP („Ende der 1960er Jahre“) scheint aber ein Druckfehler zu sein. 

[7] Festschrift des Bürger- und Verkehrs-Vereins Gruiten e.V.Gruiten – Perle im Niederbergischen, Gruiten 1979, Gespräch mit Willi Meuser, Geschäftsführer des Zweckverbandes Erholungsgebiet Neandertal, S. 95 ff. (S. 96 f.): Das Strandbad mußte nach einem Todesfall geschlossen werden. Damit gingen alle begleitenden Einrichtungen, Café, Gaststätte, Kahnfahren rapide zurück. Der Zustand des Anwesens verschlechterte sich derart, daß es zum Verkauf angeboten werden mußte. Nach einem Brand des Gebäudes [gemeint ist die hist. Mühle] kaufte dann der Zweckverband das Anwesen.

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